Interview mit Harald Horchler
Veröffentlicht am 01.05.2006
Kultpower:
Hallo Harald. Vielen Dank, dass du für Kultpower.de dieses Interview mitmachst!
Dein Name ist Retro-Fans durch deine bisher veröffentlichten Bücher seit einigen Jahren ein Begriff. Wie kamst du auf die Idee, Bücher zu diesem Themenbereich zu veröffentlichen?
Dein Name ist Retro-Fans durch deine bisher veröffentlichten Bücher seit einigen Jahren ein Begriff. Wie kamst du auf die Idee, Bücher zu diesem Themenbereich zu veröffentlichen?
Harald:
Ich bin schon seit 2000 mit dem Longplayer (www.longplayer.de) im Retro-Bereich aktiv. Um Inhalte für die Webseite zu finden, habe ich mich intensiv mit den 64'er-Heften, später auch mit Happy Computer, ASM und Power Play beschäftigt. Irgendwann habe ich mich dann gefragt, warum diese interessanten Artikel nicht neu veröffentlicht werden. Dieser Gedanke ist dann im Laufe der Zeit gereift, ich habe Kontakt zur WEKA-Verlagsgruppe aufgenommen und darf nun die Inhalte von 64'er, Happy Computer und Power Play (mit Einschränkungen) wieder herausgeben.
Kultpower:
Wie kamst du auf die Idee, die Starkiller-Comics auf Print-Medien zu veröffentlichen? Wie war der Kontakt zu Rolf, Heinrich und Boris?
Harald:
Bei der Suche nach "neuem" Stoff zur Veröffentlichung sind mir als altem Starkiller-Fan natürlich die Comics eingefallen. Allerdings hatte ich genau dafür keine Veröffentlichungsrechte, da diese damals bei Autoren und Zeichner geblieben sind. Also habe ich mit allen Beteiligten Kontakt aufgenommen und um Erlaubnis gebeten. Das hat mehrere Wochen gedauert, da ich sicherheitshalber noch bei Martin Gaksch und Anatol Locker nachgefragt habe. Die beiden sind zwar offiziell keine Autoren, haben aber einige Ideen zur Story beigesteuert. Heinrich hatte zunächst Bedenken wegen einer Neuveröffentlichung, hat sich dann aber von Rolf breitschlagen lassen, nachdem wir uns auf eine limitierte Auflage geeinigt haben.
Kultpower:
Welche Pointe aus allen Starkiller-Folgen gefällt dir am besten?
Harald:
Eine Lieblingspointe habe ich eigentlich nicht. Allerdings gefallen mir vor allem die frühen Folgen - beispielsweise Doc Bobo bei den versklavten Programmierern, die gezwungen werden, langweilige und unlösbare Billigspiele zu schreiben... Aber auch die Farbepisode mit Bill Bates, der schließlich durch einen umprogrammierten Terminator ersetzt wird, finde ich sehr gut.
Kultpower:
Was gefällt dir generell an Starkiller und seinen Weggefährten?
Harald:
Starkiller ist eigentlich ein liebenswerter Kerl wie du und ich. Er möchte von seiner Umwelt ernst genommen werden (Zitat: "Das Universum wird vor mir im Staub kriechen!"). Leider misslingen ihm so ziemlich alle seine Unternehmungen, was ihn noch sympathischer macht. Doc Bobo, der etwas weltfremde, aber geniale Wissenschaftler, ist ganz klar meine zweite Lieblingsfigur. Ein weiterer Grund, warum ich immer wieder gern in dem Comic schmökere, sind die witzigen und liebevollen Zeichnungen von Rolf Boyke. Vergleicht man die einzelnen Episoden, erkennt man sehr gut, wie sich Rolfs zeichenstil weiter entwickelt. Sehr schön finde ich die vielen Anspielungen auf die Computerspiele- und Computerindustrie, obwohl ich mir auf Grund der vielen Insiderwitze nicht sicher bin, ob ich auch nur die Hälfte davon mitbekomme. Aber diese Parallelen und das darum herum gebaute Universum geben dem Comic die Substanz.
Kultpower:
Woher stammen eigentlich die Cover der beiden neu erschienenen Strkiller-Bände? Hat da der "Meister" Rolf Boyke für dich den "Pinsel" wieder in die Hand genommen?
Harald:
Jawohl, die Cover wurden von Rolf Boyke extra für Band 2 und den Sammelband entworfen und gezeichnet (an dieser Stelle noch mal vielen Dank, Rolf!).
Kultpower:
Wie ist das Feedback der Starkiller-Leser? Bekommst du viel "Fan-Post"?
Harald:
Ich denke, die Fanpost geht vor allem an Boris, Heinrich und Rolf. Allerdings habe ich nach der Ankündigung von Band 2 schon Nachfragen bekommen, wann der Band endlich erscheint und ob man ihn vorbestellen könne. Das motiviert natürlich zum Weiterarbeiten und hat sicher dazu beigetragen, dass die Bände schon erhältlich sind.
Kultpower:
Wer ist momentan Inhaber der Urheberrechte an den von dir veröffentlichten Comics? War es schwierig, eine Erlaubnis für die Veröffentlichung zu bekommen?
Harald:
Ursprünglich dachte ich, die Urheberrechte würden bei der Verlagsgruppe liegen, die bis vor kurzem die Rechte an Power Play und PC Player hatte. Aber so einfach war es nicht: Die Rechte an Starkiller liegen nach wie vor komplett bei Heinrich Lenhardt, Boris Schneider und Rolf Boyke. Mit den dreien und zusätzlich noch mit Anatol Locker und Martin Gaksch gab es daher einen ausgiebigen E-Mail-Austausch, und zum Schluss hat es ja dann auch geklappt (danke, Leute!)
Kultpower:
Du bist nicht selber als Autor tätig, sondern immer als Herausgeber. Wie gehst du generell vor, wenn du dir überlegst, was du als nächstes veröffentlichen könntest?
Harald:
Auf dem Webshop des Verlags gibt es eine Umfrage, welche Themen die Leute am meisten interessieren. Außerdem hatte ich auch schon mal eine Umfrage zur Themenwahl mit einem Gewinnspiel in der GO64! Danach richte ich mich. Außerdem suche ich immer nach Autoren, die zu Themen aus dem Retrocomputing-Bereich schreiben wollen oder schon geschrieben haben. Deshalb an dieser Stelle ein Aufruf: Wer an der Thematik "Retrocomputing" Interesse hat und dazu etwas schreiben möchte oder bereits geschrieben hat, kann sich gern bei mir melden! Wenn ein Buch daraus wird, bekommt ihr ein branchenübliches Honorar pro verkauftem Buch (Unkosten entstehen euch sowieso keine).
Kultpower:
Powerplay, ASM, Amiga Joker, Videogames... Das sind die "magischen Worte" für alle Kultpower-Leser. Welche Zeitschriften hat du früher gelesen?
Harald:
Die "Happy Computer" habe ich regelrecht verschlungen. Besonders wichtig war mir immer der Spiele-Teil "Hallo Freaks". Später habe ich immer die "Power Play"-Beilage zuerst gelesen. Die 64'er habe ich manchmal gelesen, aber sie war mir damals immer zu technisch. Heute bereue ich das ...
Kultpower:
Welche Computer- oder Videospiele haben dich früher am meisten fasziniert? Spielst du heute noch manchmal oder sogar regelmäßig?
Harald:
Wenn mir Arbeit und Familie dazu Zeit lassen, ist das sogar meine Lieblingsbeschäftigung. Da ich damals eine C64 und einen Amiga hatte, spiele ich meistens Spiele dieser Maschinen per Emulator auf dem PC. Favoriten sind Bubble Bobble, Dino Eggs, Archon, Jumpman und Great Giana Sisters (C 64). Für den Amiga sind es vor allem Pirates! (obwohl ich die C64-Version fast noch besser finde) und diverse Rollenspiele. Aber ich probiere immer mal wieder "neue" Spiele aus.
Kultpower:
Gerade ist bekannt geworden, dass demnächst absolut neue Starkiller-Comics vom Original-Starkiller-Team veröffentlicht werden sollen. Meinst du, dass deine Starkiller-Veröffentlichungen etwas zur "Wiederbelebung" von Starkiller & Co. beigetragen haben?
Harald:
Na klar! Wer kann schon behaupten, alle Starkiller-Folgen aus den Zeitschriften zu Hause zu haben? Sicher kennen die meisten Starkiller und wissen mit dem Begriff etwas anzufangen, aber die ganze Geschichte kannten die wenigsten. Durch die Neuveröffentlichung können sich die "alten" Fans wieder einlesen und die Comics dann an Freunde verleihen, die Starkiller bis dahin noch gar nicht kannten. Und als ganz alter Starkiller-Fan freut es mich natürlich, wenn aus der Ankündigung was wird
Kultpower:
Welches deiner Bücher wurde bislang am besten verkauft?
Harald:
"Schöpfer neuer Welten", dicht gefolgt von Boris Kretzingers "Commodore Ð Aufstieg und Fall eines Computerriesen"
Kultpower:
Seit dem neuesten Starkiller-Werk hast du die "Edition Retrobooks" (www.retrobooks.de) geschaffen. Was dürfen wir bei diesem wohlklingenden Namen als nächstes von dir erwarten?
Harald:
Im Mai kommt Band 2 von "Schöpfer neuer Welten" heraus. Der Band wird denselben Umfang wie Band 1 haben, allerdings sind die meisten Abbildungen diesmal farbig. Im Herbst wird es ein Buch zum Thema "Emulatoren" von Hansjürg Wüthrich geben, ich hoffe, noch im September. Dieses Buch befindet sich aber noch im Frühstadium.
Kultpower:
Als Fachmann für "Retro-Spiele": Wie würdest du aktuelle Computerspiele mit denen von "früher" vergleichen?
Harald:
Beim direkten Vergleich fällt auf, dass gute Computerspiele nicht nur von Grafik und Musik leben, sondern vor allem durch gute Ideen und Konzepte. Meistens machen mir die Spiele von C64 und Amiga mehr Spaß als aktuelle PC-Spiele (bei Spielkonsolen kann ich allerdings nicht mitreden).
Kultpower:
Harald, herzlichen Dank für dieses Interview und deine Unterstützung von Kultpower.de! Hoffentlich bis bald